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Eines Abends, nach wochenlangem Zögern, erstellte ich ein Profil und fand die Möglichkeit, anonym zu bleiben, äußerst angenehm. Ich war zu Beginn sehr distanziert und sprach nur über allgemeine Dinge, doch nach und nach wurde ich offener und teilte Persönlicheres. Ein besonders einfühlsamer Mensch ließ mich spüren, dass ich ihm meine Hoffnungen und Pläne anvertrauen konnte.

Zum ersten Mal sprach ich offen über meine Gedanken mit jemandem, von dem ich weder das Gesicht noch den Namen kannte. Ich begann es zu schätzen, wenn die Nacht hereinbrach und ich in das Miteinander von Masken und vorsichtiger Offenheit abtauchen konnte. Es überraschte mich, wie ich in einem Gespräch online offener war, als ich es je vor Eva gewesen wäre, und diese Ehrlichkeit tat auf unerwartete Weise gut.

Die Distanz und Anonymität erlaubten es mir, Gedanken auszusprechen, die ich sonst in mir behalten hätte. Je länger ich mich auf die Unterhaltungen einließ, desto mehr lernte ich, wie besonders diese wortbasierte Verbindung war. Es war, als hätte ich einen Raum gefunden, in dem ich mich ohne Angst vor Ablehnung öffnen konnte. Die virtuelle Welt half mir, den Mut zu finden, meine Gefühle auszusprechen – auch außerhalb der digitalen Grenzen.